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  • AutorenbildAndrea Brings

Sind Sie auch zertifiziert?

Aktualisiert: 11. Feb. 2020

Nun, eigentlich sollte ich jetzt einen seriösen Artikel zum Thema Frühling, Haut, Make-up und Kosmetik für das Grevenbroicher StattBlatt in die Tasten trommeln. Ich habe aber Zeit, denn draußen tobt “Sabine“, und widme ich mich nun meinen jüngsten Beobachtungen.


Das heutige Thema „Zertifikate und Lizenzen“. Über diese bin ich vergangene Woche mehrfach gestolpert (sagt man doch so). Wir alle wissen, selbst Jonni Blond hat die „Licence to kill“, und ich frage mich gerade, wer noch(nicht to kill, sondern überhaupt?) Selber bin ich eine nicht lizenzierte, trotzdem schreibende Visagistin, mit gefühlten 100, beim Umzug verschwundenen Zertifikaten.


Möchtet ihr trotzdem weiterlesen? Dann los. Es gibt kaum einen Gewerbetreibenden, der nicht mindestens ein Zertifikat an der Wand hängen hat (bitte nicht zu verwechseln mit dem Meisterbrief). Laut Google (und er, sie, es sollte es wissen) ist dies eine amtliche Bestätigung und Beglaubigung.


Einige meiner Mitbewerber tragen den Zusatz “zertifiziert“. Also, zertifizierte Visagistin. Nicht zu verwechseln mit dem Beruf des Maskenbildners. Maskenbildner spielen in einer anderen Liga, sie werden nach Tarif entlohnt, die Visagistin wird am liebsten überhaupt nicht bezahlt, das hatten wir aber schon. Es gibt keine staatlichen oder amtlichen Bescheinigungen für diese Berufung. Diese finden wir bei einigen anderen Berufsbildern ebenfalls nicht, und es gibt sie doch (die Berufe, meine ich). Ich kenne so viele Experten, die weitab von Zertifikaten und ursprünglich amtlich bescheinigter Berufsausbildung echte Könner, und damit sehr Erfolgreich sind. Woran das wohl liegt? Eigentlich sollen Zertifikate und Lizenzen uns Endverbrauchern die nötige Sicherheit und Gewissheit geben, dass der zertifizierte Trainer, Dienstleister oder Lebensverschönerer weiß, was er tut, wie er es tut, oder lässt.


Ist das so? Hm, theoretisch bestimmt, wie es in der Praxis aussieht, darf jeder für sich entscheiden. Die (all)gemeine Puderfee besitzt in der Regel bis zu 30 Zertifikate, die aber wenig über die tatsächlichen Fähigkeiten aussagen, leider. Den Ritterschlag bekommt sie sowieso erst, wenn sie nachweisen kann, dass sie „Irene Fleischer“ für deren Auftritte geschminkt hat. Seufz, die meisten Zertifikate sind Teilnahmebescheinigungen. Es steht noch nicht mal geschrieben, mit welchem Erfolg man teilgenommen hat. Bei den Bundesjugendspielen gab es auch Teilnehmerurkunden, für die Nichtgewinner. Der Rest war Sieger, oder durfte sich mit Gold schmücken. Sorry, ich schweife ab.


Nach meiner jüngsten Fortbildung fragte mich die begnadete Trainerin nach 6 Stunden Einzelcoaching, ob sie mir ein Zertifikat ausstellen soll. Ich konnte nur noch röcheln und meinen Namen auch nicht mehr tanzen. Zudem war ich mir zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht sicher, ob ich mich dessen würdig erweisen würde. Somit kaufte ich lieber ihren selbst designten Curler, was sich als gute Entscheidung erwiesen hat.


Kurze Werbeeinlage, unbezahlt, für die wirklich geniale Lydia Gerzen, Hair & Makeup.


Kennt ihr das? Ihr geht hoch motiviert zu einer Weiterbildung, und habt schon nach kurzer Zeit, das Gefühl, der totale Versager zu sein? Bei Reitstunden ist dieses Gefühl allgegenwärtig. Nur den seelsorgerischen Fähigkeiten meiner Trainerin ist es zu verdanken, dass ich unverdrossen weiter auf´s Ross steige, und nicht aufgebe. Das Ross besteht nämlich unerbittlich auf technisch einwandfreie und korrekte Bedienung, es räumt uns( Regina kann dies bestätigen)nicht die kleinste Toleranz ein. Überaus anstrengend. Ein seriöser Prüfer tut das auch nicht, null Toleranz den Nichtkönnern. Ist deshalb ein Zertifikat vielleicht nur so wertvoll, wie der Könner, der es ausgestellt hat?


Zu Hilfe, jetzt blitzt und donnert es auch noch, und ich gehe dann mal meine Zertifikate suchen, um zu schauen, was dort geschrieben steht. Leider hege ich den Verdacht, dass ich damit meine Schuhe für die Umzugskisten eingewickelt habe. Schließlich muss Frau Prioritäten setzen. Mir war damals schon klar, dass keine Urkunde der Welt harte und kontinuierliche Arbeit ersetzen wird. Wie gesagt, wir sind hier nicht bei „Wünsch Dir was“ sondern bei „So isses“, auf dem Ponyhof … des Lebens.





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