Ja, ihr habt richtig vernommen. Nicht jede Majestät to be ist gleich vor Freude ausgeflippt, als ihr Herzbube den Gockel vom Stengel schoss. Bei den Damen ist die Königswürde mit zahlreichen Auflagen gesegnet. Die schönste, anmutigste und trinkfestete, bitte mit den wundervollsten Kleidern, prächtigsten Frisuren nebst passendem Make-up, und bezaubernden Hofdamen.
Sie muss die Kondition eines Rennpferdes und den Humor eines Marienkäfers haben, und bitte immer ein Lächeln im Gesicht. Die Füße seien aus Stahl, aber bitte nicht die Frisur. So, nachdem dies geklärt ist betrachten wir das nun im Detail.
Was da so locker fluffig präsentiert wird, ist tatsächlich das Ergebnis von langer und intensiver Planung. Es steckt so viel Energie, Herzblut und Arbeit im jährlichen Höhepunkt eines jeden Vereines zur Pflege der heimatlichen Traditionen. Dies wird mir immer wieder intensiv bewusst, wenn ich mit der angehenden Königin nur die Zutaten für Haare und Make-Up erarbeite.
Da hat sie den Spießrutenlauf um die passenden Roben schon absolviert. Alleine über diesen Vorgang könnte ich einen Roman schreiben, halte mich da aber schlicht an Guidos (Maria Kretschmer) Statement, entweder es tut was für dich, oder eben nicht.
Gefährlich ist letzteres, da hilft nur eine schonungslos ehrliche und versierte Beratung, und mitunter ein dickes Portemonnaie. Wer keine Lust hat, zig hunderte Euro (leicht untertrieben) auszugeben, ist im Second Hand Store gut beraten.
Wusstet ihr, dass es sogar in der Hauptstadt der Energie eine fachkundige Dame nebst dazugehörigem Geschäft gibt, die in fast jeder Größe und Variation prächtige Roben feil bietet? Ich bin ein Fan von ihr, weil sie so ehrlich ist, und weiß, wie es passen muss. (Unbezahlte Werbeeinlage für Festtagsmoden Ophoven.)
Zurück zum königlichen Styling. Meistens wird die Agenda für 4 tolle Tage ausgearbeitet. Haare, Haarschmuck, Make-up, Wimpern, Nagellack und Co. werden generalstabsmäßig geplant. Nur so kann die Königin ihre Styling Momente für Power-Napping nutzen.
Berücksichtigt werden Kleid, Schmuck, Blumen, Tageszeit, Position im Zelt, Presseauftritte, Jahreszeit(gegrillt oder ertränkt) sowie die geforderten sportlichen Disziplinen. Fünfkampf ist Kindergarten dagegen. Es wird getanzt, Kutsche gefahren, still gestanden mit gleichzeitigem lächeln und winken, die Parade abgenommen (40 Grad oder Regenguss), marschiert und stundenlang geduldig in stickigen Zelten gesessen.
Kein Wunder, dass die Mitglieder in den Adelshäusern für ihre Repräsentationspflichten so königlich bezahlt werden. Das ist Hochleistungssport. Dazu gibt es nur wenig nahrhaftes, aber umso mehr durchgeistigte Getränke und zu allem Übel ständig überfüllte Waschgelegenheiten und Pippiboxen. Ich habe mir fest vorgenommen, bei meinen nächsten Einsätzen für die Königinnen, ein Krankenschwesterhäubchen und die Plakette “Lasst mich Arzt, ich bin durch!“ zu tragen, denn die Stylingtätigkeit erweitert sich parallel mit der Anzahl der Auftritte um pflegerische Aspekte.
Blasen versorgen, Füße kühlen, Tee kochen, Kopfschmerztabletten und Flying- Pegasus verabreichen. Sonnenbrände oder steifgefrorene Nackenpartien lechzen ebenfalls nach Erstversorgung.
Räusper, ich wollte hier eigentlich nicht für Schrecken und Entsetzen sorgen, aber wenn ihr bei der nächsten Parade euren Platznachbarn lästern hört, erteile ich euch hiermit die Erlaubnis, denselbigen vors Schienbein zu treten, auf das er mehr Respekt zolle.
Ja, und dabei sollte der optische Mittelpunkt des Festivals zu jeder Minute Tip-Top aussehen.
Es bedarf erstklassigen Produkten und einer Menge Know-How um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Von wegen New York, Tokio und Quadrath-Ichendorf, 3 Wetter Schuft, und die Friese hält.
Aaaber, alle Damen, die dieses ehrenvolle Amt schon einmal bekleidet haben, bekommen glänzende Augen, wenn sie darüber sprechen, für mich ein sicheres Indiz, dass es wohl eine schöne Zeit gewesen sein muss.
So, und ich bastel mir jetzt ein Schwesternhäubchen nebst passendem Dienstausweis und freue mich auf „Auf dass, was da noch kommt“!
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